Tiger Girl

Du bist viel geiler als das und vergiss das nicht.

Wenn die Mädels im neuen Film von Jakob Lass nicht bekommen was sie wollen, dann gibt’s mal so richtig eines auf die Fresse, Alter! Und wer diesen Satz schon mal rein sprachlich ungut, ja vielleicht sogar abstoßend deutsch findet, der sollte fürs Kino-Wochenende wohl lieber einen anderen Saal wählen. Denn Tiger Girl ist deutsch-deutsche Assi-Poesie vom Feinsten, die auf sein Publikum ungefähr so viel Rücksicht nimmt wie die Protagonistinnen auf ihre Prügelopfer.

Dabei ist ja zu Beginn alles einigermaßen gesittet. Nach der gescheiterten Polizeiprüfung will Margarete (Maria-Victoria Dragus) zumindest Sicherheitsbeamtin werden, die Uniform darf als Symbol der weiblichen Standhaftigkeit in der männlich dominierten Gesellschaft herhalten. Es braucht aber erst die zufällige Begegnung mit der Punk und Borderline-Obdachlosen Tiger (Ella Rumpf), um aus der braven Maggie eine Vanilla the Killa zu machen. Gemeinsam plündern, prügeln und fluchen sich die beiden anschließend durch die Gassen.

Ich hau dir Feminismus voll in Fresse, Alter!

Warum sie das tun? Weil sie können! Denn in dieser hyper-inszenierten Welt von Jakob Lass ist für tiefgründige Charaktermotivationen ebenso wenig Platz wie für weibliche Selbstzweifel. Dass auch starke Frauen mal schwache Momente haben können, das interessiert in Tiger Girl keine Sau. Wenn Tiger und Vanilla die Security-Jacken umschmeißen, ist jedes noch so dünne Motiv gut genug, um die hilflose Meute im Einkaufscenter zu mobben oder auf der Vernissage mit Ausstellungsstücken um sich zu schmeißen.

Das mag zwar nicht der realistischste Feminismus sein, aber es ist verdammt noch mal der geilste, der mir im Kino seit langer Zeit über den Weg gekommen ist. Wie diese jungen Frauen sich ohne Nachfragen ihren Spot in der Gesellschaft erprügeln, nur um sich dann zu fragen, was sie damit anfangen sollen, macht richtig Laune. Dass es eine schier endlose Zahl an Fehltritten braucht, ehe es eventuell fällige Konsequenzen hagelt, versteht sich in der Meta-Logik dann eh schon von selbst.

Alter, checkst du’s nicht? Geil ist das!

Ohne, dass du es merkst oder überhaupt für möglich halten würdest, zieht dich dieser Film auch noch emotional in seinen Bann. Die großartig raue, aggressive Assi-Sprache lässt insbesondere bei Tiger zwar erst nach einiger Zeit Substanz hinter der vermeintlichen Karikatur erkennen, doch immer mehr etabliert sich die Schlägerin gar als moralische Instanz. Spätestens als sie gegen Ende ihrer besten Freundin in Form eines wunderschön hässlichen Briefes eine bedenkliche Entwicklung vorhält, möchte man ihr am liebsten auf die Schulter klopfen – Gut gemacht, Alter!

Mich müsst ihr jedenfalls abschreiben, ich bin nicht zuletzt sprachlich fürs Erste mal in dieser Hyperwelt gefangen, die Tiger Girl erschaffen hat. Und wenn du was dagegen hast, dann halt Maul, sonst hol ich Tiger und Vanilla und die polieren dir Fresse. Aber warum solltest du auch was gegen dieses deutsche Filmjuwel einzuwenden haben? Du bist viel geiler als das und vergiss das nicht.

Fazit (Michael):

Film: Tiger Girl
Rating:

Sehr Gut (4 von 5)

Bäm Bäm Bäm! Tiger Girl ist richtig geile Scheiße und hat auch noch was zu sagen. So geht Feminismus, so geht Kino.

Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

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