Get Out

Eine Horrorsatire, die es auf die liberalen Gutmenschen abgezielt hat.

In Get Out gibt es eine Dinner Party, auf der Rose (Allison Williams) ihren schwarzen Freund Chris (Daniel Kaluuya) den Freunden ihrer Eltern vorstellen muss. Das Fremdschämen wird immer ausgeprägter, je mehr man von den aufmunternden Sätzen der weißen Oberklasse hört. “Black is in fashion” oder “I know Tiger” sind nur wenige davon. Manche grapschen ihn auch einfach mal an, um zu schauen, wie stark Chris sich anfühlt. Und so wie Chris selbst, irrt der Film hin und her und erlebt schräg-peinliche Momente, bevor sich eine klare Handlung herauskristallisiert. Dann weicht die Satire aber auch dem Horror.

Get Out | Flip the Truck Der österreichische Filmpodcast
© Universal Pictures

Jordan Peele ist ja eigentlich nicht als Horrorregisseur bekannt, sondern als Komiker. Als Teil des Duos Key and Peele seziert er mit scharfer Klinge die amerikanische Gesellschaft. Key and Peele brillierten mit kurzen Sketches, ihr Ausflug auf die Leinwand in Keanu war ein komisches Experiment das leider nicht ganz funktioniert hat. Zu Beginn hat man vielleicht noch etwas Angst, dass auch Get Out die Luft ausgehen könnte, doch Jordan Peele hat sich in seinem ersten Film als Regisseur, bei dem er auch das Skript geschrieben hat, nicht lumpen lassen.

Zuerst Satire, dann Horror

In Get Out ist die Satire der stärkste Aspekt, bevor der Film im letzten Drittel einfach weird wird (aber auf eine wunderbare Art). Zwischen all den Gesprächen, in denen Roses Vater Dean (Bradley Whitford, den Horror Fans bereits aus The Cabin in the Woods kennen) Chris versichert, dass er ihn voll versteht (“Hey I get it man, white family, black servants, total cliché”), schleicht sich ein ungutes Gefühl. Da stimmt was nicht, der schwarze Gärtner und die Haushaltshilfe verhalten sich komisch und Roses Mutter Missy (Catherine Keener in einer ganz dezent gespielten Rolle) bietet Chris des öfteren an ihn zu hypnotisieren, um ihn von seiner Nikotinsucht zu befreien.

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© Universal Pictures

Doch Get Out funktioniert am Besten, wenn man die Sätze hört, die man schon so gut kennt. Wenn der unbeabsichtigte Rassismus mal wieder zum Vorschein kommt, gerade von denen, die es besser wissen sollten. Hier ist das ein Hirnchirurg, der in Slang verfallt (“My man!!”) oder eine Therapeutin, der im Umgang mit der Haushaltshilfe das Wort “Bitte” nicht einfallen will. Und Chris lässt das alles über sich ergehen, gutmütig und unkommentiert, einfach, weil er es nicht anders gewohnt ist.

Nicht nur Rassismus kommt in vielen Formen daher, bei Get Out tut das auch der Horror. So nah, wie der Alltagsrassismus hier an der Realität ist, so wenig hat der Horror damit zu tun. Der dritte Akt wird so schräg, dass es einfach nur geil ist. Und das Konzept funktioniert auch nur deshalb, weil die ersten zwei Drittel so satirisch sind. Wäre man nicht schon in so guter Stimmung, könnte man dem Film sein Horrorkonzept einfach nicht abkaufen. Aber wie auf einer Achterbahn steigt man nicht einfach mittendrin aus. Sonst verpasst man den besten Teil vielleicht noch.

Fazit (Patrick)

Film: Get Out
Rating:

Sehr Gut (4 von 5)

Jordan Peele feiert mit Get Out ein gelungenes Debüt als Regisseur. Gemeinsam mit einem grandiosen Cast rund um Daniel Kaluuya bringt er das Publikum zum Lachen ohne dass die Horrormomente dafür flach fallen.

Patrick Verfasst von:

Autor, Editor und Podcaster er kann schon mal Blockbuster und Kunstfilme mögen, am Ende des Tages verliebt er sich aber meistens in die Indies. Wenn er einmal etwas in sein Herz geschlossen hat, verteidigt er es wie ein treuer Hund.

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