Patti Cake$

Lines droppen und das Leben vergessen.

Sind meine Rhymes gut genug, vergeht das Leben dann wie im Flug?

Angesichts meiner augenscheinlich bescheidenen Reimfähigkeiten lässt sich das subjektiv nicht final beantworten. Vielleicht kann Killa P aka Patti Cake$ dabei ja für Aufklärung sorgen, denn die droppt Lines, die die Erde zum Beben bringen.

Im echten Leben als Patricia Dombrowski (Danielle Macdonald) unterwegs, arbeitet die junge Rapperin mit den dutzenden Spitznamen in ihrer Freizeit an der Hip Hop-Karriere. Gemeinsam mit ihrem singenden Bestie Jheri (Siddharth Dhananjay), dem düsteren Weirdo Basterd (sic!) (Mamoudou Athie) und ihrer Oma aka Nana (Cathy Moriarty) als lebenden Vocal Sample arbeitet sie am heißesten Scheiß von New Jersey. Blöd ist nur, dass eben diesen Shit eigentlich niemand kennt. Beruflich läuft’s auch nicht rund und Pattis Mutter Barb (Bridget Everett) ertränkt den Frust über die eigene gescheiterte Gesangskarriere in Alkohol.

Erfrischend ist dabei erstmal der Dreck, der an Patti Cake$ hängt. Das klassische “schlechte soziale Umfeld”, dem der Protagonist in jedem zweiten Musikfilm entkommen muss, ist in diesem Fall ein richtiges Drecksloch. Es braucht gerade mal ein paar Minuten, ehe der Zuseher erkennt, dass der Weg zum großen Glück hier doch etwas weiter als einige sentimentale Szenen entfernt liegt. Das Trio aus versoffener Mutter, eigener Perspektivlosigkeit und steigenden Medikamentenrechnungen für die kranke Oma macht schnell klar, dass das so wirklich positiv wohl nicht ausgehen kann.

Ob das was wird?

Auch in Sachen Musikkarriere gibt sich der Film zumindest lange Zeit keinen großen Illusionen hin. Pattis Zeilen wandern am dünnen Pfad zwischen lustig und peinlich, Jheri’s Gesang ist schlichtweg cheesy und die Beats des introvertierten Basterd sind so besonders jetzt auch wieder nicht. Dafür, mit guter Laune die fundamentalen Probleme zu vergessen, reicht’s aber allemal. So ist Patti Cake$ gewissermaßen ein optimistischer Film ohne inhaltlichen Optimismus und damit ähnlich wie seine Protagonisten: oberflächlich, aber cool. Wie man da jetzt wirklich dem vorprogrammierten Pfad des Scheiterns entkommen soll, bleibt unklar, aber das ist noch lange keine Absage an Hoffnung und ein bisschen Spaß im Leben.

Den hat zweifelsohne auch der Zuseher, da Geremy Jaspers Debütfilm einerseits das Herz am rechten Fleck und andererseits ein Gespür für Humor hat. Obwohl oder gerade weil er seine Figuren absolut ernst nimmt, erlaubt er ihnen auch den ein oder anderen bitter-absurden Fehltritt. Für Höchstnoten scheitert’s nicht zuletzt an den klassischen Klischees von Musikfilmen.

So wird etwa die als total kreativer Anti-Shit verkaufte Musik von Basterd vom Drehbuch so lange herunter reduziert bis sie völlig austauschbar klingt. Patti erkennt trotz des Chaos in seinen Beats zwar das rohe Talent, doch sobald sich dieses – nach Auffasung des Films – richtig entfaltet, klingt die Musik total standardisiert. Und beim alles entscheidenden Auftritt am Ende kommt natürlich auch noch ein Klavier ins Spiel und sowieso klingt alles schon mehr nach Ballade als Hip-Hop. Denn warum sollte man auf einem Talentbewerb für Rapper auch mit Rappen punkten können?

Fazit (Michael):

Film: Patti Cake$
Rating:

Empfehlenswert (3 von 5)

Patti Cake$ ist ein durchgehend witziger, aber auch trauriger Film, der seinen Optimismus eher aus Verdrängung als aus echter Problemlösung zieht.

Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

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