Das ewige Leben

Mehr als fünf Jahre nach dem großartigen Der Knochenmann ist Wolfgang Murnberger mit der nächsten Wolf Haas-Adaption am Start. Auch in Das ewige Leben gibt Josef Hader seine berüchtigte Rolle als Simon Brenner, der Humor ist weiterhin schwarz und natürlich ist schon wieder was passiert. Dennoch ist der Film kein Best Of der Vorgänger und kann gerade deswegen sehr überzeugen.

Bevor der seit Jahren ohne Auftrag da stehende Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) seinen nächsten Fall behandeln kann, muss er sich erst mal um seine eigene brenzlige Lage kümmern. Seine Obdachlosigkeit führt ihn schließlich zurück in seine alte Heimat Graz, wo er in ein lange ignoriertes Erbhaus zieht und schon bald den Mord an seinen alten Polizei-Schulkollegen Köck (Roland Düringer) aufklären muss. Zentrum der Ermittlungen sind sein anderer Jugendfreund Aschenbrenner (Tobias Moretti) und Brenners eigene Vergangenheit, mit der er zwangsläufig konfrontiert wird.

Die gute österreichische Grindigkeit

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Die Brenner-Reihe hatte für sehr düstere Elemente, seien es nun durchgehend unsympathische Antagonisten oder der makabre Humor, schon immer einiges übrig. Das ewige Leben geht aber noch einen Schritt weiter, da die anfängliche Konstellation um Brenner auch emotional richtig bitter ist. Ohne Job, Zuhause und Geld steht jene Figur da, die uns über die Jahre hinweg ans Herz gewachsen ist. Es passt perfekt zu der Charakterisierung, dass der vermeintlich mittellose Privatdetektiv in seiner Grazer Heimat ein altes Haus stehen hat, das er erst nach einer entsprechenden Aufforderung vom Finanzberater bezieht.

Aber auch mit einem Dach über dem Kopf seiner Hauptfigur schaltet der Film nicht sofort auf gute Laune um. Stattdessen darf Brenner in einer Ruine von Haus, unter den Augen einer streunenden Katze, seine unsäglichen Kopfschmerzen mit Alkohol und Tabletten bekämpfen, ehe er sich entnervt eine Kugel in den Schädel jagt und nur mit Glück überlebt. In dieser Szene kommt die gute österreichische Film-Grindigkeit, die Murnberger beherrscht wie kein anderer, am stärksten zum Vorschein. Ein Drama ist Das ewige Leben aber dennoch nicht, dafür verstecken sich die tiefen Abgründe viel zu gut hinter einer dicken Portion schwarzen Humor, am besten repräsentiert durch den misslungenen Selbstmordversuch.

Moretti als Gegenpol

"Das ewige Leben", Vierter Drehtag

Generell viel zu lachen gibt es auch trotz oder vielleicht sogar wegen einer wesentlichen Änderung in der Besetzung. Simon Schwarz’s kultiger Berti hat ausgedient, dafür darf Roland Düringer mit seinem Köck den kuriosen Charakter mimen, was auch deswegen gut funktioniert, weil sich der selbsterklärte Weltverbesserer in dieser Rolle angenehm zurücknimmt. Ergänzt wird das Kernensemble vom immer gern gesehenen Johannes Silberschneider als Brenners Nachbar, Nora von Waldstätten als die mysteriöse Dr. Irrsiegler und natürlich Tobias Moretti.

Bei Letzterem waren Zweifel, inwiefern er ins Brenner-Universum passen würde, durchaus naheliegend, sie werden aber binnen kürzester Zeit zerschlagen. Der scheinbar emotionslose Aschenbrenner ist im Grunde eine typische Moretti-Rolle: egoistisch, zielorientiert, unsympathisch. Zu Haders immer zumindest ein wenig zynischen Brenner ist er ein genialer Gegenpol.

Kuriosität nur Teil des Charakters

"Das ewige Leben", 16. Drehtag

Insgesamt sind die Charaktere neben dem Humor die größte Stärke von Das ewige Leben. So deutlich jeder Figur in ihren Handlungen und Haltungen eine gewisse Kurosität inne wohnt, so klar ist auch, dass sie alle Menschen aus Fleisch und Blut sind. Das Absurde ist nur Teil der Charaktere, in keinem Fall aber das einzige Merkmal, und genau das macht auch diesen Brenner-Film wieder so stark.

Wie schon bei den Vorgängern könnte man am Kriminalfall gut herum meckern, natürlich ist da einiges ein bisschen unlogisch und insbesondere das tragikomische Happy End ist in der Glaubwürdigkeitsskala nicht allzu weit oben. Gerade die angesprochene Schlussszene, die bei totaler Seriösität so gar nicht möglich wäre, beweist aber den großen positiven Effekt dieser nicht immer ganz ernsten Filmsprache.

Moviequation:

moviequation das ewige leben

Fazit (Michael):

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Weitere Meinungen aus der Redaktion

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Film: Das ewige Leben
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Sehr Gut (4 / 5)

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Das ewige Leben wird Fans der Brenner-Reihe oder des österreichischen Humors im Allgemeinen voll zufrieden stellen. Trotz altbewährter Komponenten wagt sich Murnberger in neue emotionale Tiefen, aus denen er den nächsten Filmschatz bergen kann.

 

Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

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