Crimson Peak

Kultregisseur Guillermo del Toro will das etwas verwaiste Genre des Gothic-Horrorfilms mit Crimson Peak neu beleben. Den Look betreffend gelingt ihm das ausgezeichnet, an anderen Stellen hapert es ein bisschen.

“Ghosts are real” – Del Toro fackelt gar nicht erst lange herum, schon mit dem ersten Satz seines neuen Films etabliert er die Echtheit der mysteriösen Gestalten. Aus diesem Setting heraus lässt sich kein Horrorfilm nach klassischer “Gibt es sie wirklich?”-Mentalität erspinnen. Daher eröffnet Crimson Peak als historisches Liebesmelodram, angesiedelt im späten 19. Jahrhundert. Edith Cushing (Mia Wasikowska) setzt sich über die Skepsis ihres Vaters hinweg und geht eine Beziehung mit dem gut aussehenden, aber undurchsichtigen Sir Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) ein. Erst als sie zu diesem und seiner Schwester (Jessica Chastain) in ein abgelegenes Haus zieht, nimmt der Horror seinen Lauf.

Zuerst gibt’s mal was Romantisches

Crimson Peak

Die Anfangsphase des Filmes wirkt herrlich deplatziert. Nach einem kurzen Erstauftritt der Geister werden wir in eine Romanze geworfen, die an Verfilmungen von Anna Karenina (die Assoziation kommt nicht zuletzt dank einer Ball-Szene) oder Stolz und Vorurteil erinnert. In diesem Genre hat diese Anfangssequenz nur wenig Neues zu bieten, mit der Verspieltheit der hochambitionierten 2012er Verfilmung des Tolstoy-Romans kann sie etwa bei Weitem nicht mithalten. Trotzdem sind die Idee und der Mut, einen Horrorfilm mit einer 45minütigen Liebesgeschichte zu eröffnen, beeindruckend.

Zudem hat man zu Beginn ohnehin wenig Zeit zum Meckern, da man erst mal über die herrliche Optik staunen muss. Crimson Peak erweckt die in den letzten Jahren selten angewendete Gothic-Horror-Optik wieder zu neuem Leben. Vom Set Design über die Kostüme und die Haarpracht bis hin zum Kamerafilter trägt hier alles dazu bei, einen Look mit richtig viel Feeling zu kreieren.

Crimson Peak – Geister = Crimson Peak

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Den braucht es aber auch, denn von den anderen Elementen selbst kommt in Sachen Stimmung doch relativ wenig herüber. Dass die Geschichte gleich zu Beginn die “Geister gibt’s wirklich”-Karte spielt, ist prinzipiell ein netter Ansatz, macht es aber schwierig, ein richtig unheimliches Gefühl zu kreieren. Bei den vermeintlich grusligen Szenen selbst wirkt es fast, als sei del Toro dieser Widerspruch bewusst gewesen. Entsprechend wirken diese Momente als wären sie mit angezogener Handbremse gedreht worden. Zwar fügen sich auch die knochig-grausligen Geister gut in den Look des Films ein, wirkliche Angst kommt aber nie auf.

Es ist vielleicht noch Jessica Chastain als unheimliche Schwägerin, die am ehesten für Gänsehaut sorgt. Im Großen und Ganzen aber bleibt del Toros neuer Film mehr Mystery als Horror. Das wäre ja auch kein Problem, leider gibt die Story dafür aber ein bisschen wenig her. Als am Ende die verbliebenen Unklarheiten aufgeklärt werden, muss man die Auflösung fast als zynisch bezeichnen. Die Gründe für das ganze Filmgeschehen werden als vollkommen banal entpuppt, die Geister könnte man sogar ganz streichen, ohne die Geschichte verändern zu müssen. Einerseits ist das ein netter Handgriff, andererseits stellt es natürlich auch die Sinnhaftigkeit des ganzen Filmes in Frage. Und für so eine mutige Fragestellung bietet Crimson Peak über seine Laufzeit hinweg fast ein bisschen zu wenig.

Moviequation:

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Fazit (Michael):

Film: Crimson Peak
Rating:

User3.Leitner.Rating3.Recommendable.Frei.Small
Empfehlenswert (3 / 5)

Die hervorragende Produktion und die mutige Entscheidung, als Romanze zu eröffnen, heben Crimson Peak von der Masse ab. Mit einer schwachen Geschichte und der am Ende offenbarten Entbehrlichkeit der Geister tut der Film aber sein Bestes, um die Empfehlung noch wackeln zu lassen.

Weitere Meinungen aus der Redaktion

Fazit (Patrick):

Film: Crimson Peak
Rating:

User2.Krammer.Rating3.Recommendable.Frei
Empfehlenswert (3 / 5)

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Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

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