Suicide Squad

Bösewichte, die unfreiwillig zu SuperheldInnen werden: So lautet wohl die kürzeste Beschreibung von Suicide Squad.

Naja, so simpel ist es auch wieder nicht, denn schließlich handelt es sich um die allerschlimmsten Ganoven, die das DC-Imperium so im Laufe der Jahrzehnte erfunden hat. Die Créme de la Créme aus dem Abgrund, sozusagen. Dass man diese metahumans überhaupt kontrollieren und zu einer Gruppe zusammenfügen konnte, verdankt das nun Superman-lose Amerika der Geheimagentin Amanda Waller (Viola Davis). Diese hat zwar keine Superkräfte, aber ist das absolute Alpha-Weibchen im Hintergrund.

Und die Superschurken, die in ihrem Gefängnis einsitzen sind: Killer Croc [Ein Krokodilsmensch] (Adewale Akinnuoye-Agbaje), El Diablo [Kann Feuer beschwören] (Jay Hernandez), Deadshot [Verfehlt nie einen Schuss] (Will Smith) und Harley Quinn [Ist verrückt] (Margot Robbie). Dann kommen da noch Dr. Moon alias Enchantress [Von einer Göttin besessene Archäologin] (Cara Delevingne), Captain Boomerang [Räuber mit einem geschliffenen Boomerang] (Jai Courtney) und Slipknot [Kann überall raufklettern] (Adam Beach) dazu. Und schlussendlich wird das Suicide Squad vor Ort von Rick Flag [Guter Soldat] (Joel Kinnaman) und Katana [Sehr gute Schwertkämpferin] (Karen Fukuhara) zusammengehalten.

Und wer sich jetzt ob dieser sehr klobigen Beschreibung der Figuren wundert, der soll sich auf eine ähnlich plumpe Beschreibung im Film gefasst machen – nur eben etwas visueller. Und da sind wir auch schon in der Kritik angelangt, denn eben die Einführungsszenen der Charaktere sind schon mal ein Punkt, den man nicht so toll finden kann. Ich persönlich mag diese aufgesetzten Schrifttafeln und die Musikvideo-Medley-Musik. Es hat einfach etwas beruhigend Lächerliches und man weiß, dass man seinen Gehirnschmalz getrost in der Ecke ruhen lassen kann, wenn der Film dann wirklich beginnt.

Waller hat die Kontrolle

SUICIDE SQUAD
@Warner Bros.

Storytechnisch passiert noch so viel, dass die zukünftigen HeldInnen nach Midway City gelotst werden, um dort angeblich Terroristen lahmzulegen. In Wirklichkeit handelt es sich wieder mal um einen Bösewicht, der die Welt unterwerfen und auch ein bisschen vernichten möchte. Ach ja, “gelotst” heißt in dem Fall des Squad einem tödlichen Chip im Hals zu haben, der jederzeit gezündet werden kann. Und so rennt die Schurkengruppe die meiste Zeit durch die Stadt, kämpft hier und dort mit der Armee des Bösen und liefert sich viele One-Liners.

Klingt wie ein ganz normaler SuperheldInnen-Film à la Guardians of the Galaxy? Ja, genau um das handelt es sich hierbei – nicht mehr und nicht weniger. Was DC-Filme von den Marvel-Streifen unterscheidet ist unter anderem der Look der Filme und auch das Kostümdesign – auch wenn das in beiden Fällen nicht das kreativste. DC-Filme sind an sich dunkler und wirken dreckiger, also auch ein wenig realistischer als die relativ cleanen Marvel-Filme. Bei den Kostümen hat DC auch ein bisschen die Nase vorne, vor allem was die Enchantress, oder Killer Croc betrifft.

Was auf jeden Fall zu sehen ist, dass der Film bei der Produktion einen großen Schwenker von Dark zu Light gemacht hat (siehe Wolfgangs Fazit, weiter unten). Die Evolution der Trailer zeigt dies auch ziemlich eindeutig, denn ganz am Anfang war noch nicht von Queens “Bohemian Rhapsody” zu hören, nein, da gibt es zarten Falsettgesang zu rauen Bildern. Und obwohl ich den “Bohemian Rhapsody”-Trailer sehr cool finde, wünsche ich mir doch ein Paralleluniversum her, wo es einen dunklen Suicide Squad gibt. Wo sie nicht immer wiederholen müssen, dass sie eh böse sind, damit die ZuseherInnen nicht vergessen was Sache ist. Wo es keine unnötig rührenden Hintergrundgeschichten gibt (Deadshot, looking at you), sondern die Erklärungen für den Wahnsinn und Blutrunst ausbleiben. Wahnsinn um des Wahnsinns Willen, das wäre was.

Mad, Mad Love

SUICIDE SQUAD
@Warner Bros.

So wie es eben schon in Teilen von Suicide Squad  zu sehen ist. Nämlich immer dann, wenn es um Joker (Jared Leto) und Harley Quinn geht. Und hier werde ich ein bisschen zum Fan-Girl, denn diese Szenen sind echt intensiv, vor allem wenn man zulässt, dass das 16-jährige, hormongesteuerte Ich das Ruder übernimmt. Robbie und Leto haben einfach eine so arge sexuelle Chemie, dass ich bei manchen Szenen eine richtige Gänsehaut hatte. Auf 16 Jahre sollte man sich deswegen zurückschrauben, weil man dann auch jene Szenen mit Naivität überschütten kann, in denen Harley Quinn (zu der Zeit noch Dr. Quinzel) vom Joker gefoltert wird.

Als erwachsene Frau kämpfe ich natürlich mit meinen starken Gefühlen für dieses Pärchen, aber es ist nunmal so, dass auch ich von der Gesellschaft darauf getrimmt wurde eine Sympathie für Bad Boys zu entwickeln. Und mit der muss ich jetzt leben, obwohl ich schon sehr froh bin, dass es sich auf Leinwand-Bösewichte beschränkt. Da aber bin ich Feuer und Flamme: Als Joker seine Harley in den Heli zieht, machte mein Herz etwa einen Freudensprung.

Und auch wenn man sich jetzt nicht gleich emotional für den Sex-Joker erwärmen kann, sind es doch jene Szenen in dem Film, in denen nicht immer erklärt werden muss, dass eh alles einen lieben, guten Kern hat. Es ist Mad Love, total selbstzerstörerische Liebe und das so richtig ohne Wenn und Aber. Leider kommen die beiden zusammen nicht allzu oft vor, was ziemlich schade ist.

Lustig & lächerlich Hand in Hand

SUICIDE SQUAD
@Warner Bros.

Aber auch sonst ist man mit Suicide Squad als Unterhaltungsfilm ziemlich gut bedient. Man hat seine Lacher, man hat seine spritzige, nicht ganz Up-to-Date Musik und man hat seine Actionszenen. Was mein 16-jähriges Ich auch sehr angesprochen hat, ist der Fakt, dass die Schurken trotz vieler Kämpfe unzerstörbar scheinen, was ein wahnsinnig angenehmer Kontrast zu qualitativ hochwertigen Serien ist, zum Beispiel Game of Thrones, die ich eigentlich sonst schaue.

In diesem Zusammenhang verstehe ich auch nicht, warum alle so enttäuscht sind von diesem Film. Ich habe auch die Trailer geliebt und auf Suicide Squad hingefiebert, aber wäre es wirklich möglich gewesen, sich einzubilden, dass hieraus ein richtig guter Film à la Dark Knight  wird? Wenn wir alle sehr ehrlich sind, dann wohl eher nicht. Damit möchte ich aber nicht den Fans der Comicreihe zu Nahe treten. Ich habe sie gerade erst begonnen zu lesen und weiß deswegen nicht, ob es da Gründe gibt sehr enttäuscht zu sein.

Suicide Squad ist für mich und meinem objektiven Ermessen nach ein sehr durchschnittlicher Unterhaltungsfilm mit vielen Tiefen, aber mit einigen klaren Höhepunkten, die den Film immer wieder rausreißen. Ich würde empfehlen, nicht zu viel zu haten, wenn man diesen Streifen noch nicht gesehen hat, man könnte Good-Kino-Times verpassen.

 

Fazit (Anne-Marie):

Film: Suicide Squad
Rating:

User0.Truck.Rating3.Recommendable.Frei
Empfehlenswert (3 / 4)

Suicide Squad ist kein Höhenflug in Sachen SuperheldInnen-Filme, aber auch nicht auf dem Crash-Kurs. Man lacht, man ärgert sich über Plot-Holes und amüsiert sich über Kampfszenen. Und schließlich hat man feuchte Träume mit Joker und Harley Quinn. Ist doch nicht so schlecht, oder?

Weitere Meinungen aus der Redaktion

Fazit (Wolfgang):

Film: Suicide Squad
Rating:

User1.Wolfgang.Rating2.Lukewarm.Frei_1
Lauwarm (2 / 4)

Suicide Squad ist ärgerlich! Nachdem Warner Brothers sich groß als das Studio inszeniert, dessen Filme von Regisseuren getrieben werden, ist es noch frustrierender als beim Marvel Pendant, wenn die Studiointerferenz so eindeutig spürbar ist. Nach den negativen Rückmeldungen von Batman v Superman hat das Studio eindeutig Panik gehabt, einen weiteren dunklen Superhelden Film abzuliefern. Aber genau das hätte Suicide Squad sein müssen. So werden interessante Konzepte begraben während das Studio verzweifelt versucht einen “lustigen” Film aus einem düsteren Produkt zu machen.

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Anne-Marie Darok Verfasst von:

2 Kommentare

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