BlacKkKlansman

Unausgeglichen, lang und zu verspielt. BlacKkKlansman ist super.

Eine Mischung aus Marketing und Lösungsansatz führt den jungen Polizisten Ron Stallworth (John David Washington) zur Polizei von Colorado. Er wird der erste afroamerikanische Polizist der Stadt. Zuerst sicher versteckt in der Archivabteilung, wird Stallworth schon bald als Undercover-Agent bei der afroamerikanischen Studentenbewegung eingesetzt. Später infiltriert er auf eigene Faust den Ku Klux Klan, braucht aber aus offensichtlichen Gründen die Hilfe von Flip Zimmerman (Adam Driver).

BlacKkKlansman | Kritik | Flip the Truck
Regisseur Spike Lee und Schauspieler Adam Driver Behind the Scenes – BlacKkKlansman © Universal Pictures

Kultregisseur Spike Lee zeichnet in BlacKkKlansman ein viel zu aktuelles Bild einer geteilten Gesellschaft. Ein Bild, das eigentlich der Vergangenheit angehören sollte aber mehr als einmal die Parallele zur derzeitigen Situation zieht (bzw. ziehen muss). Ein Bild, in dem die Staatsgewalt eine ernsthafte Gefahr von einer Minderheit ausgehen sieht, dabei die Augen vor der echten Gefahr verschließt. Ron Sallworth nimmt an einem Vortrag eines ehemaligen Black Panther Führers teil. Dieser spricht von einer Revolution, die Alarmglocken bei der Polizei klingeln, sie befürchten das Schlimmste. Einige Szenen später steht Zimmerman zwischen bewaffneten Mitgliedern des Ku Klux Klan (der gerade bei einem Rebranding in “die Organisation” ist) und die Polizei sieht kein Gefahrenpotential.

Kein objektiver Bericht

Lee hat kein Interesse an einer ausgeglichenen Betrachtung. Wieso sollte er auch? Das macht es auch etwas schwierig über den Film zu reden. Wie soll man  böse und weniger böse Charaktere kritisieren, wenn allen ein menschenverachtender Rassismus zugrunde liegt? Wie kann man sich darüber beschweren, dass die Mitglieder des KKK wie inkompetente aber doch gefährliche Figuren dargestellt werden, wenn wir heute sehen, dass viele von den Alt-Right und White Supremacy-Anhängern genau so sind?

John David Washington ist der Sohn von Denzel und Pauletta Washington. He kills it. © Universal Pictures

BlacKkKlansman hat Ungereimtheiten und Fehler, die jeden anderen Film schaden würden, hier aber etwas besonderes sind. Lee nimmt sich Zeit und zeigt Stallworth im Archiv dahingrundeln und mit Alltagsrassismus konfrontiert. Man hört die derogative Bezeichnung Afroamerikaner öfter, als in einem Quentin Tarantino Film. Der Film ist  unausgeglichen, springt zwischen ernsten und lustigen, dramatischen und lächerlichen Szenen, wie es ihm beliebt. Lee spielt sich mit unterschiedlichen Techniken, einmal werden einfach Poster der Blaxploitation-Filme eingeblendet, ein anderes mal wird der Stil von bekannten 70er-Filmen kopiert.

Alles wird verziehen

Zwischen all dem sind aber Szenen, die alles andere vergessen machen. Nach einer Schießübung des Klan will Stallworth die Stelle untersuchen, nur um den ZuschauerInnen zu zeigen, worauf die Klan-Mitglieder geschossen haben. Es waren rassistische Karikaturen von Afroamerikanern, die Spike Lee im Internet gekauft hatte(!). Die Sequenz ist beeindruckend gefilmt, in Zeitlupe und mit einem hervorragenden Soul-angehauchten Soundtrack wandert Stallworth durch hohes Gebüsch, nur um diese Ziele zu sehen.

Der echte David Duke fand die Darstellung von Topher Grace ein bisschen zu lächerlich. Nobody gave a fuck. © Universal Pictures

Der stärkste Moment von BlacKkKlansman kommt aber gegen Ende, wenn eine Messe des KKK unter ihrem Grand-Wizard (oder rebrandeter General Director) David Duke (Topher Grace) mit einem Zeitzeugen der Lynchmordes an Jesse Washington gegengeschnitten wird. Selten wurde die Absurdität der White Supremacy-Mentalität besser herausgearbeitet und es erinnert schmerzhaft an den “Wir sind die neuen Juden”-Sager. Wer eine so starke Szene inszeniert, darf auch die Töne des Filmes wild vermischen. Und was enden könnte, wie eine Komödie, und was die ZuschauerInnen mit einem hoffnungsfrohen Gefühl des “heute ist alles besser” in die Nacht entlassen könnte, verpasst ihnen dann doch noch einen letzten Schlag, der ganz tief sitzt. Da muss man erst einmal Luft holen und erkennt, dass es heute zwar besser aber mit Sicherheit noch nicht gut geworden ist.

Fazit (Patrick)

Film: BlacKkKlansman
Rating

Sehr Gut (4 von 5)

Spike Lee zeichnet in BlacKkKlansman ein Bild, das der Vergangenheit angehören sollte, es aber nicht tut. Der Film ist technisch hervorragend mit unglaublich starken Szenen, der seine vermeintlichen Schwächen zu seinem Vorteil nutzen kann. Trotz einer Länge von über zwei Stunden ist er nie fad und – obwohl man es annehmen könnte – leider auch nie übertrieben.

Patrick Verfasst von:

Autor, Editor und Podcaster er kann schon mal Blockbuster und Kunstfilme mögen, am Ende des Tages verliebt er sich aber meistens in die Indies. Wenn er einmal etwas in sein Herz geschlossen hat, verteidigt er es wie ein treuer Hund.

Ein Kommentar

  1. […] nicht festlegen. Ganz sicher sind wir uns hingegen, dass jeder, der ihn noch nicht gesehen hat, BlacKkKlansman nachholen muss. Spike Lee’s traurig aktuelle Komödie läuft noch in einigen Kinos, wir […]

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