The Raid 2: Berandal

The Raid Banner2011 veröffentlichte Regisseur Gareth Evans den indonesischen Actionfilm The Raid. Eine denkbar simple Handlung, die von einer Polizei-Eliteeinheit in einem von einem Drogenbaron kontrollierten Gebäude handelt, war die Ausgangssituation für 101 Minuten perfekt choreographierter Kampfeinlagen.

Drei Jahre später folgt nun eine Fortsetzung, doch anstatt ein weiteres Mal die Story als lose Überbrückung  zwischen Kampfszenen zu verwenden geht The Raid 2: Berandal (indonesisch für „Gangster“) in eine komplett handlungsgetriebene Richtung.

Das Ergebnis ist ein Film so unterschiedlich von Teil 1, dass es mich nicht wundern würde, wenn man noch Jahre später diskutiert, ob nun Teil 1 oder 2 der bessere ist (siehe Alien/Aliens).

“Was wir eigentlich machen wollten”

Raid 3
Regisseur Gareth Evans arbeite ursprünglich als Regisseur an einer Dokumentation über Pencak Silat – eine indonesische Kampfsportart – stattdessen beschloss er einen Spielfilm darüber zu produzieren. Das Ergebnis war Merantau mit Iko Uwais, der auch in beiden Raid-Teilen die Hauptrolle spielt. Nach Merantau hatte Evans eine Idee für einen weiteren Actionfilm, der zu großen Teilen aus elaborierten Pencak Silat – Kämpfen bestand. Doch aus budgetären Gründen war es unmöglich, diese Geschichte zu erzählen. So entschied Evans sich für die einfachere und kosteneffizientere Methode, der wir The Raid zu verdanken haben.

Doch nach dem kritischen und finanziellen Erfolg (1.1 Millionen Dollar Buget, 9.1 Millionen Dollar Einnahmen) erscheint nun die Fortsetzung mit dem Versprechen, dass es sich hierbei um den Film handelt, den Evans von Anfang an machen wollte.

So viel Handlung, so viele Orte

Raid 1

Von Anfang an ist klar, dass diese Fortsetzung keineswegs versucht, eine Kopie des ersten Teils zu sein. Der Film lässt sich weitaus mehr Zeit um eine Undercover-Agenten Story zu beginnen. Wie schon bei seinem Erfolg gegen den Drogenbaron in The Raid wird Protagonist Rama (Iko Uwais) von der Polizei angeheuert, um sich im Gefängnis mit Uco (Arifin Putra) anzufreunden, Sohn des Mafiabosses Bangun (Tio Pakusodewo).

Was folgt ist ein 2.5 stündiger Exkurs in eine Welt voll Macht, Korruption, Intrigen und Betrug, aufgepeppt mit unglaublichen Kampfchoreographien. Und mit der Anzahl an Kämpfen steigt auch die Anzahl an Charakteren.

Wie in jedem Undercoverfilm bilden die Verbindung zwischen dem Polizisten und dem bespitzelten Bösewicht, hier also zwischen Rama und Uco, sowie das Doppelleben des Agenten die zentralen Spannungselemente. Es ist genau diese Dynamik, die The Raid 2: Berandal so anders macht als sein Vorgänger. Wo der erste Teil eine Folge von spektakulären Kämpfen innerhalb eines Gebäudes und relativ geringer Zeitspanne war, lässt sich dieser Film deutlich mehr Zeit. Monate und Jahre vergehen während wir Rama immer tiefer in die Gangsterwelt folgen und so fühlt sich der zweite Teil deutlich länger an als das Original.

Doch dies stellt keine negative Entwicklung dar. Durch eben jene bewusst andere Geschichte und Idee distanziert sich diese Fortsetzung weit genug von Teil 1 um seine eigene Identität zu entwickeln.

Ein technisches Meisterwerk

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Mit atemberaubendem technischem Geschick wird hier auf 140 Minuten eine riesige Handlung untermalt. Die Kameraführung ist makellos und die Kampfsequenzen sind weiterhin auf einem Niveau, das weit über den Normen für Actionfilme liegt. Vor Allem eine Autoverfolgungsjagd setzt neue Maßstäbe für diese Art von Sequenz und ist ein Höhepunkt des Filmes. Es wird wohl einige Jahre dauern bis eine Produktion mit dieser technischen Perfektion mithalten kann.

The Raid 2 ist ein blutiger und intensiver Film und geht noch weiter als der erste Teil. Aber besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass sich Evans nie im Spektakel verliert und jeder Kampf eine Härte und Intensität aufweist, die für wiederholtes Gestöhne und Erschrecken im Publikum sorgen. Auch comichaft auftretende Charaktere sorgen zwar für einiges Gelächter, doch sobald die Kämpfe beginnen und die Schläge treffen, befinden wir uns wieder in der blutigen „Hyperrealität“.

Der verwundbare Superman

Raid 2

Nach 140 Minuten ist man als Zuschauer etwas mitgenommen, denn The Raid 2 fühlt sich aufgrund seiner Charakterdichte und weitspannenden Handlung durchaus lang an – doch dies soll keineswegs ein Kritikpunkt sein, denn es entsteht der Effekt, dass das Publikum ähnlich mitgenommen ist wie der Held Rama. Schauspieler Iko Uwais’ Leistung unter der Regie von Evans ist der Grund für den Erfolg der beiden Filme. Doch Uwais ist nicht nur ein Meister der Pencak Silat Kampfkunst, er schafft es auch die gesamte Handlung auf seinen Schultern zu tragen. In diesem Sinn ist The Raid 2 weitaus beeindruckender, da Rama in viel interessantere Situationen geworfen wird und die moralischen Konflikte daher deutlich tiefer gehen als im ersten Teil.

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Besonders hervorzuheben ist eine Karaoke-Szene mit Uco (Arifin Putra), die dessen Grausamkeit ebenso demonstriert wie seine Verwundbarkeit. Putra ist ein unglaublich erfrischender Gegenpol zu Uwais und für mich ein weitaus beeindruckender Bösewicht als sämtliche Gegner aus dem ersten Teil.

Und auch wenn die Handlung sich letzten Endes immer um Rama dreht, bietet der Film doch genug Tragik und Tiefe um auch die Nebendarsteller interessant zu machen. Besonders der von Yayan Ruhian gespielte Charakter wirkt komplexer als in Teil 1, in dem er die Tiefe eines Computerspiel-Endgegners aufwies. Nun wird  genug Zeit mit ihm verbracht um ihn kennenzulernen bevor der Kampf beginnt. Die Tatsache, dass Ruhian in Teil 1 getötet wurde weist wohl darauf hin, dass beide Filme ihre eigenständige Geschichte mit den gleichen Schauspielern erzählen und lässt das Feld für einen angekündigten dritten Teil weit offen.

Verdikt

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Wie schon zu Beginn gesagt ist es fast unmöglich die beiden Filme zu vergleichen und eben das ist die Stärke von The Raid 2: Berandal – er ist und ist gleichzeitig nicht das Original. Ein technisches Meisterwerk, das seinesgleichen sucht und jeden Blockbuster ins Schwitzen bringen wird, beim Versuch bessere Kampfsequenzen zu liefern.

Lasst die endlose Diskussion „Welcher Raid Teil ist besser?“ beginnen!

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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