Die Sprache des Herzens (franz.: Marie Heurtin)

Optimistisches Kino rechtzeitig zum Jahresbeginn liefert Jean-Pierre Améris mit Die Sprache des Herzens (franz.: Marie Heurtin). Der Film erzählt die wahre Geschichte der blind-tauben Marie Heurtin, die Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Nonnekloster die Fähigkeit zur Kommunikation erlernte.

Als die sowohl blinde als auch taube Marie Heurtin (Ariana Rivoire) in ein französisches Nonnekloster kommt, nimmt Schwester Soeur Marguerite (Isabelle Carré) sofort Anteil an ihrem Schicksal. Die ambitionierte junge Frau versucht dem vermeintlich unzähmbar wilden Mädchen, mit Hilfe von Zeichensprache, den Alltag zu erleichtern. Allerdings entpuppt sich dies als weitaus schwierigeres Unterfangen als zunächst angenommen.

Kratzen, Raufen Beißen

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Was man sofort bemerkt ist, dass Die Sprache des Herzens, wenngleich einige Ideen vorhanden sind, ein bisschen patschert erzählt ist. Bestes Beispiel ist dafür eine frühe Szene, in der Schwester Marguerite sich die Augen und Ohren verbindet, um sich in Maries Schicksal hineinzuversetzen. Bei aller Überflüssigkeit muss aber zugleich lobend festgehalten werden, dass der Film sich ansonsten keine Mühe macht, die Blindtaubheit für den Zuseher begreifbar zu machen. Stattdessen liegt der Fokus auf der frustrierenden Arbeit der Nonne, womit man sich naturgemäß viel besser identifizieren kann.

Diese angesprochene Arbeit ist sowohl längstes, als auch stärkstes Element des Filmes, was an einer durchaus mutigen Inszenierung liegt. So wird die Frustration der Protagonistin deutlich spürbar, weil Regisseur Améris nicht davor zurückschreckt, die Entwicklung über längere Zeit stagnieren zu lassen. Außerdem wird der Prozess mit einer sehr intensiven Körperlichkeit gezeigt. Um der rebellischen Marie Gewand anzuziehen, Tischmanieren beizubringen oder um sie einfach nur zu waschen, bedarf es jede Menge Kämpfe, die sehr trocken und ehrlich gezeigt werden.

Banaler Storybogen

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In Wirklichkeit sind dies bereits alle Pluspunkte des Filmes, doch reichen diese vollkommen aus, um über den sehr banalen Storybogen hinwegzutäuschen. Bereits zu Beginn wird nämlich eine schwere Krankheit Marguerites etabliert, die freilich dann entscheidend ausbricht, wenn Marie am Höhepunkt ihrer Entwicklung steht und im Zuge dessen die Nonne als ihre beste Freundin akzeptiert hat. Richtig traurig macht das den Zuseher aber nicht, so wie dies generell ein emotional sehr distanziertes, ruhiges Filmerlebnis ist. Schließlich ist der reale Hintergrund ein Killer jeder Spannung, ist doch der Erfolg von Heurtins Behandlung der eigentliche Grund für die Verfilmung des Stoffes.

Ein kurzes Lob gebührt auch noch der mit allen Sinnen ausgestatteten Schauspielerin Ariana Rivoire, die ihre Rolle als Taubstumme sehr glaubwürdig porträtiert. Erst als ihr das Drehbuch in der letzten Szene einen absurden Zeichensprachen-Monolog aufbürdet, realisiert man als Zuseher, dass es sich um ein Schauspiel handelt.

Fazit (Michael):

Film: Die Sprache des Herzens
Rating:

User3.Leitner.Rating2.Lukewarm.Frei.Small
Empfehlenswert (3 / 5)

Die Sprache des Herzens ist eher angenehmer Nachmittagsfilm als aufwühlender Abendfüller, aber aufgrund des interessant inszenierten Mittelteils dennoch einen Versuch wert.

Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

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