Regression

Der Regisseur von The Others taucht mit Regression wieder in das Thrillergenre ein und holt aus Emma Watson und Ethan Hawke starke Performances raus, die den durchaus schizophrenen Film leider auch nicht retten können.

Satan ist unter uns

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Regression ist einer jener Filme, der auf “wahren” Ereignissen beruht: Angela Gray (Emma Watson) hat in einer Kirche Schutz gesucht und wirft ihrem Vater (David Dencik) vor, sie missbraucht zu haben. Dieser gesteht es sofort, ohne sich an die Vorfälle erinnern zu können. Der Polizist Bruce Kenner (Ethan Hawke) beginnt seine Ermittlungen, die ihn immer tiefer in satanische Kreise bringen und anfangen seine Psyche zu gefährden. Hilfe bekommt er nur von dem Psychologen Kenneth Raines (David Thewlis), der ein Spezialist der Regressionstherapie ist.

Aneinander vorbeigeredet

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Alejandro Amenábar dürfte selbst nicht genau gewusst haben, was er eigentlich machen will. Der Film spielt immer wieder mit der Idee einer groß angelegten Verschwörung, dem Verfall eines Mannes in den Abgrund der Paranoia und lässt lange Zeit übernatürliche Geschehnisse möglich wirken. Kurze Zeit wird es auch zur Geschichte des Agnostikers, der zu Gott findet, doch das alles bleibt unausgenutzt. Amenábar bleibt bei den Tatsachen der Ereignisse, die er sich zum Vorbild genommen hat und man bleibt mit der Frage zurück, ob ein Zeitungsartikel (oder Wikipediaeintrag) nicht den gleichen Effekt gehabt hätte. Er hat sich selbst in eine Ecke geschrieben (fungierte er doch auch als Drehbuchautor) mit Titelkarten, die von wahren Ereignissen in den 90ern sprechen und dem gefürchteten Satz: inspired by true events. Vielleicht hätte man sich von den Ereignissen inspirieren sollen und sich dann so richtig austoben.

Regression  weiß nicht genau in welche Richtung er geht und entschließt sich deshalb alles zu machen. Der Vorteil davon ist, dass die Schauspieler sich selbst nicht auskennen und wirklich alles geben. Ethan Hawke hat keine Ahnung in welche Richtung sein Charakter geht und nutzt das für seine bevorstehende Paranoia, während Emma Watson Rotz und Tränen heult. Der geheime Star des Filmes ist aber Dale Dickey, die sich ihren Charakter nach der verrückten Katzenlady von den Simpsons gezimmert hat (ohne dass aus der Serie bekannte Werfen von Katzen).

Nicht nur die Charaktere sind verwirrt

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Es ist schwer emotionales Engagement zu zeigen, wenn man sich nicht sicher ist, ob wir mit einem Charakter den Weg beschreiten, oder zuschauen wie er sich immer weiter in die Scheiße reitet. Ethan Hawke legt seinen Bruce Keller als harten Polizisten an, dem das abschalten schwer fällt und sich immer tiefer in den Fall verbeißt, bis er überall Satanisten sieht. Der Typ wird wirklich verrückt, doch gleichzeitig sehen wir, wie ihm Wagen folgen, also hat er recht? Und wenn er recht hat, wieso sollen wir dann mit einem eindeutig paranoiden Menschen mitfiebern, der seine Waffe grundlos in der Öffentlichkeit zieht? Wieso sehen wir, dass er nicht völlig ein Rad ab hat, wenn gleichzeitig die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmt?

Als Vorbild dürfte hier die meisterhafte erste Staffel von True Detective her gehalten haben. Die Musik erinnert sehr daran, auch wenn sie manchmal ins Lächerliche ausufert und Bruce Keller wäre gerne Rust Cohle, der etwas großem auf der Spur ist. Aber um es nicht zu kompliziert zu machen lassen wir jegliches philosophische Gebrabbel weg und nehmen Regression die Möglichkeit interessante Fragen zu Religion und Psychiatrie zu stellen. Nur soviel: beide kommen am Ende nicht gut weg.

Moviequation:

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Fazit (Patrick):

Film: American Ultra
Rating:
User2.Krammer.Rating2.Lukewarm.Frei_1
Lauwarm (2 / 5)

Mit Regression gelingt Alejandro Amenábar kein zweites The Others, sondern nur einen flauen, schizophrenen Film, bei dem die Darsteller zwar ihr bestes geben und sich voll reinhängen, das Ergebnis aber trotzdem unbefriedigend ist. Es hätt ruhig a bisserl mehr sein dürfen bei der Auseinandersetzung von Glaube, Aberglaube, Psychiatrie und auch Philosophie. Amenábar hat sich mit seiner Herangehensweise einfach in eine Ecke manövriert, aus der er nicht mehr herauskommt.

Patrick Verfasst von:

Autor, Editor und Podcaster er kann schon mal Blockbuster und Kunstfilme mögen, am Ende des Tages verliebt er sich aber meistens in die Indies. Wenn er einmal etwas in sein Herz geschlossen hat, verteidigt er es wie ein treuer Hund.

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