Monsieur Claude und seine Töchter

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“Die französische Erfolgskomödie” ist auch im Jahr 2014 noch ein äußerst beliebter Werbespruch, der in diesem Fall die Vermarktung von Monsieur Claude und seine Töchter (fr.: Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?) schmücken durfte. Dahinter steckt die Geschichte über einen an seinen Vorurteilen verzweifelnden Vater, die sich als konservativer Film über konservative Menschen entpuppt.

Das wohlhabende ältere Ehepaar Claude (Christian Clavier) und Marie Verneuil (Chantal Lauby) steckt in einem Dilemma. Während sie beide konservativ und ein wenig rassistisch sind, haben sich ihre Töchter in ganz andere Richtungen entwickelt. Entsprechend gehören ihre Schwiegersöhne dem Buddhismus (Frédéric Chau), dem Judentum (Medi Sadoun) und dem Islam (Ary Abittan) an, was auf Familienfeiern regelmäßig zu Spannungen führt. Das Chaos wird perfekt, als sich die vierte Tochter Laure (Elodie Fontan) mit dem dunkelhäutigen Charles (Noom Diawara) verlobt.

Klischees, Klischees, Klischees
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Von Beginn weg reitet Regisseur und Drehbuchautor Philippe de Chauveron auf den gängigen Kulturklischees sowie dem konservativen Umgang der Eltern mit diesen herum. So wird der Chinese zum Schleimer, während sich der Jude und der Moslem über den richtigen Zeitpunkt der Beschneidung streiten. Familienvater Claude lässt die Vorhaut seines frisch getauften Enkelsohns vom Hund fressen, seine Frau Marie sucht Rat beim Priester. Und sogar der muss noch eine Gagschleuder sein, hat betont feminine Züge und besucht während der Beichte auf seinem Tablet katholische Online-Shops.

All das sind Symptome eines Humors, der Charaktere auf eine einzige, ins Lächerliche geführte Eigenschaft reduziert. Leider sind de Chauveron und seinem Co-Autor Guy Laurent aber kaum gute Gags eingefallen, stattdessen werden die eben genannten Lustigkeiten bis ins Unendliche wiederholt.

Natürlich geht die Formel dann auch auf Kosten der Charaktere, die hier gar keinen Sinn machen dürfen. Nur die unter der von ihr ausgelösten Ehekrise der Eltern leidende Laure sowie ihr Verlobter Charles, dessen afrikanische Familie wiederum Franzosen sehr skeptisch gegenübersteht, haben halbwegs nachvollziehbare Konflikte. Den in ihren veralteten Weltsichten feststeckenden Eltern Tiefe und damit vielleicht sogar ein wenig Tragik zu verleihen, wird gar nicht erst versucht. Ebenso wenig wird ein seriöses Widerlegen der humoristisch aufgearbeiteten Vorurteile angestrebt.

Immer schön seicht bleiben

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Somit schwimmt Monsieur Claude und seine Töchter ganz bewusst an der Oberfläche, wo auch das unausweichliche Happy End ständig in Sichtweite ist. Jenes ist eine altbekannte Ode an die Liberalität, die angesichts anderer Unstimmigkeiten aber bitter schmeckt. Denn während man sich mit der heute selbstverständlichen Absage an den Rassismus als weltoffen verkaufen möchte, zeigt man zwei stark von den Männern dominierte Familien. Das lässt eine konservative Grundhaltung erkennen, über die man sich eigentlich amüsieren möchte.

Verdikt:

Film: Monsieur Claude und seine Töchter
Rating: Lauwarm

User3.Leitner.Rating2.Lukewarm.Frei.Small

Monsieur Claude und seine Töchter reduziert seinen Humor auf ein paar wenige, immer wiederkehrende Gags, die nicht genug Spaß machen, um über den fehlenden Tiefgang hinwegsehen zu können.

Michael Verfasst von:

Autor, Editor, Public Relations Michael ist der Arthouse Hipster des Teams, dessen Korrektheit und ruhige Art dafür sorgen, dass die Diskussionen immer fair bleiben und Beleidigungen nur zulässt, wenn sie mit Fakten belegt werden können.

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