Deadpool

Er ist laut, er ist vulgär, er ist völlig außer Kontrolle!

Mit Deadpool bringt Fox nun einen Anti-Helden ins Kino, den Comic Fans seit Jahren verlangt haben. Dass es ein Film ist, den diese Zielgruppe will, steht wohl außer Frage aber unter der postmodernen Ironie verbirgt sich die nur allzu bekannte Formel.

Held wider Willen

Deadpool 4
© 2016 Twentieth Century Fox

Alles startet mit einer überdrehten Actionsequenz. Der titelgebende Deadpool (Ryan Reynolds) mischt eine Gruppe gesichtsloser Bösewichte auf, plaudert davor mit dem Publikum und zerlegt seine Gegner auf eine Weise, die dem Grindhouse Publikum ein Schmunzeln entlockt. Die leicht unkonventionelle Eröffnungsszene weicht aber schnell der altbekannten Origin Story-Struktur mit Rückblenden. Wir folgen dem Söldner Wade Wilson, bevor er zum verrückten Mutanten Deadpool wurde. Grimmig zieht Wade durch die Straßen zieht und behauptet stehts, kein Held zu sein.

Als er in seiner Söldner-Bar Vanessa (Morena Baccarin) trifft, haben sich zwei verrückte Gleichgesinnte gefunden und es folgt eine Liebesgeschichte, welche die amerikanische Altersfreigabe R* genüßlich ausnützt. Alles scheint perfekt, bis Wade mit Krebs diagnositiziert wird und es auf ein düsteres Ende zusteuert. Doch als ein mysteriöser Mann (Jed Rees) erscheint und Wades Krebs zu heilen verspricht, ergreift Wade verzweifelt den Strohhalm.

Dass dieses dubiose Recruiting natürlich keine guten Absichten mit sich bringt wird schnell klar und so wird an Wade grausam experimentiert. Durch diese Tortur gewinnt er Superkräfte, die ihm zur Flucht vor dem skrupellosen Labor-Leiter Ajax (Ed Skrein) verhelfen. Den Krebs hat er besiegt, doch nun ist der vernarbte Wade ein Aussätziger. Wahnsinniger denn je zieht er nun als Deadpool durch die Welt, auf der Suche nach Rache.

Eine zweite Chance

Deadpool 3
© 2016 Twentieth Century Fox

Außerhalb der Comic Kreise ist es wohl wenig bekannt, dass Deadpool bereits einen Auftritt auf der großen Leinwand hatte. 2009 verkörperte Ryan Reynolds bereits in X-Men Origins – Wolverne den großmäuligen Wade Wilson, doch hatte diese Figur wenig mit dem überdrehten Comic Vorbild gemeinsam.

Jahrelanges Beißen und Kratzen seitens Reynolds und Erstlings-Regisseur Tim Miller ist es zu verdanken, dass Deadpool nun tatsächlich das Licht der Welt erblickt. Auch ein unabsichtlich (?) ins Internet geleakter Konzept-Trailer half dem Profil des Filmes und so ließ sich Fox sogar überzeugen, die für Superheldenfilme übliche Altersfreigabe PG-13** zu verwerfen und einen blutigen, vulgären Blockbuster zu inszenieren.

Und auch wenn man von Ryan Reynolds halten kann, was man will, so geht er unbestreitbar in der Rolle des Deadpool auf. Dass er es sogar schafft, trotz permanenter Coolness und Ironie dem Publikum nicht vollkommen auf die Nerven zu gehen ist dann wohl schon fast eine Errungenschaft. Denn auch wenn die Produktionsgeschichte und die Leidenschaft der Macher eindeutig sympathisch sind, hält diese Sympathie nicht lange an.

Ironische Oberfläche, Konservative Handlung

© 2016 Twentieth Century Fox
© 2016 Twentieth Century Fox

Deadpool ist nicht nur verrückt, er redet auch permanent mit dem Publikum und ist sich (zum Teil) seiner Rolle als fiktive Figur bewusst. Und dies ist eindeutig der Grund für die große Popularität der Figur im Internet. So kann Deadpool problemlos neben den Ereignissen stehen und dem Publikum auf eine Art zuzwinkern, die Guardians of the Galaxy zu einer subtilen Komödie erhebt. Doch Ironie ist keine Freikarte für eine konventionelle Struktur und so schlau Deadpool auch aktuelle Filme referenziert und parodiert, so wenig originellen Antrieb weist das Drehbuch auf. Denn im Herzen folgt Deadpool der totgetretenen Superhelden Formel und einzig die Witze können vielleicht beim ersten Ansehen über den Mangel an Kreativität hinweg täuschen.

Es handelt sich hier nicht um einen Film, der das Genre persifliert und invertiert wie etwa Matthew Vaughns Kick-Ass, sondern um einen Film, der sich damit begnügt mit dem Finger auf andere zu zeigen, in der Hoffnung, dass niemand dieselben Mängel an ihm findet.

Und so sind sämtliche Figuren gesichtslose Handlungsträger, mit denen Deadpool Zeit verbringt. Besonders schwer wiegt dies bei Wades Freundin Vanessa. Als Wade sie kennenlernt kündigt er groß an, er wolle die Frau unter der von Hollywood beworbenen Oberfläche kennenlernen. Die Tatsache, dass man am Ende des Filmes genauso viel über Vanessa weiß, wie in ihrer ersten Szene, ist ein trauriges Testament für Deadpools Schwächen.

Mit dem Biss eines Youtube-Videos

Deadpool 2
© 2016 Twentieth Century Fox

Wades Meta-Kommentare sind die einzigen Punkte, die das Publikum überzeugen kann. So sorgen seine Bemerkungen über Stereotype und die unübersichtliche Handlung der X-Men Filme für einiges an Schmunzeln. Und eine Nebenhandlung um einen Taxifahrer löste in mir einen sehr starken Lachanfall aus. Doch das Traurige an diesem positiven Aspekt ist, dass er leider stehts von der Handlung losgelöst ist und nur als einzelner Gag funktioniert. Im besten Fall fühlt sich Deadpool an als würde man einen Film mit einem klugscheißerischen Freund ansehen und sich gemeinsam über den Film lustig machen. Dass dadurch jegliche Dramatik flöten geht ist leider zu erwarten.

Und so scheitert Deadpool umso stärker, wenn er verzweifelt versucht seine vergleichsweise kurze Laufzeit dramatisch zusammenzuhalten.

Fazit (Wolfgang):

Film: Deadpool
Rating:

User1.Wolfgang.Rating2.Lukewarm.Frei_1
Lauwarm (2 / 5)

Endlich hat Ryan Reynolds Deadpool auf die Leinwand gebracht. Doch trotz einer sympathischen Produktionsgeschichte schafft es Deadpool nicht, etwas Neues zu bringen und genügt sich stattdessen damit, die Konventionen des Genres zu parodieren, ohne sich selbst von ihnen zu lösen.

Weitere Meinungen aus der Redaktion:

Fazit (Patrick):

Film: Deadpool
Rating:

User2.Krammer.Rating2.Lukewarm.Frei
Lauwarm (2 / 5)

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*Restricted – Children Under 17 Require Accompanying Parent or Adult Guardian

**PG-13 – Parents Strongly Cautioned – Some Material May Be Inappropriate For Children Under 13

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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