Aquaman

Es gibt einen trommelnden Oktopus.

James Wan hat sich bei Aquaman an einem der schwersten Comic-Charaktere, die es da draußen so gibt, probiert. Meistens eine Witzfigur, wird die Figur außerhalb von Comic-Lesern nicht wirklich ernst genommen. Wan musste also bergauf kämpfen. Dabei konnte er nicht einmal bei Null anfangen, sondern musste die Interpretation von Supermacho Zack Snyder übernehmen. Das macht das Ganze nicht einfacher. Dafür hat er mit Jason Momoa einen guten Hauptdarsteller, der auch kulturell passt und eine Antwort auf den Kolonialismus der Comic-Welt ist. Dass am Ende ein ganz netter Film mit einem Haufen Problemen herauskommt, ist schon überraschend.

Patrick Wilson ist kein großer Momoa-Fan. © 2018 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC

Arthur Curry (Jason Momoa), Sohn eines Menschen (Temuera Morrison) und der Königin von Atlantis (Nicole Kidman mit einer toll-komischen Performance), soll seinem Bruder den Thron streitig machen, um einen Krieg zwischen Menschen und der Bevölkerung von Atlantis zu verhindern. So weit, so einfach. Trotzdem wird aus einer eher einfachen Angelegenheit ein 143 Minuten langes Monstrum, das sich am Ende selbst in den Schweif beißt. Man kann nur bei so vielen Action-Szenen voll dabei sein, bevor ein Sättigungsgefühl kommt. Hier lässt sich Wan immer etwas neues einfallen, doch irgendwann geht sogar ihm die Luft aus.

Haie mit Lasern

Dabei fängt alles so gut an: Arthur taucht zum ersten Mal auf, die Kamera zoomt auf sein Gesicht. Ein Gitarrenriff. Momoa lächelt in die Kamera. Wir nehmen uns nicht so ernst, soll das heißen. Oder auch: Es wird cheesy. Das wird es spätestens dann, wenn eine Armee von Haien mit Lasern vor einer Monster-Seepferdchen-Armee steht. Aber genau dafür sind wir ja hier. Subtilität ist hier fehl am Platz. Das denkt sich wohl auch Wan, der sein Horrorfilm-Playbook einfach wiederverwendet. Jumpscares werden einfach durch Explosionen ersetzt, die jedes Gespräch nach kürzester Zeit unterbrechen. Die Liebesgeschichte zwischen Arthur und Mera (Amber Heard) erinnert an eine Disney-Montage nur ohne dem Gesinge. Und wenn diese kurzen Szenen den Rhythmus des Filmes zamhauen, dann ist das halt so.

PEW!! PEWPEWPEW!!! © 2018 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC

Aquaman ist dabei eine interessante Weiterführung des Warner Bros Problemes: Freie Hand für den kreativen Kopf dahinter. Während andere Studios ihre Filme mikromanagen, wirkt es hier so, als hätte Wan tun und lassen können, wie es ihm gefällt. Das ergibt zwar meist einen filmisches Kuddelmuddel, aber zumindest einem sympathischen Kuddelmuddel. Es wäre trotzdem nicht zu blöd gewesen, Wan mit ein paar Problemen zu helfen. Eine halbgare Schnitzeljagd in der Mitte des Filmes erinnert leider weniger an Indiana Jones, sondern eher an ein schlechtes Computerspiel.

Visuell einzigartig

Bei all den kleinen Dingen, die dem Vergnügen im Weg stehen, ist die Stärke des Filmes aber die visuelle Umsetzung. Es ist wirklich eine eigene Welt. Das Design von Atlantis ist schön bunt, die Kostüme zur Abwechslung einmal hell. Ihre Unterwasserraumschiffe (nicht mein Ding) sind im Schildkröten- oder Fischdesign. Und echte Riesenschildkröten sind Atlantis’ LKWs. Und es gibt Krabbenmenschen. Und Monster aus der Tiefe, die in einer Art Horrorsequenz vorkommen. Und am Wichtigsten: Keine Oktopusse oder Tentakel. Bis auf einen schlagzeugspielenden Oktopus.

Fazit

Film: Aquaman
Rating

Empfehlenswert (3 von 5)

Aquaman ist ein dummer Film voller Spektakel, der viel zu lang ist aber trotzdem die meiste Zeit Spaß macht.

Patrick Verfasst von:

Autor, Editor und Podcaster er kann schon mal Blockbuster und Kunstfilme mögen, am Ende des Tages verliebt er sich aber meistens in die Indies. Wenn er einmal etwas in sein Herz geschlossen hat, verteidigt er es wie ein treuer Hund.

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