Interstellar

Christopher Nolan (Inception, The Dark Knight) bringt uns einen neuen Science Fiction Blockbuster, in dem Cooper (Matthew McConnaughey) und ein Team von Astronauten sich durch ein Wurmloch in eine neue Galaxie begeben, um ein neues Zuhause für die menschliche Spezies zu finden.

In gewohnter Manier liefert Nolan einen hochambitionierten (fast 3 stündigen) Science Fiction Blockbuster ab, der weiter denkt als die meisten Großproduktionen und von einer starken zentralen Performance von Matthew McConaughey zusammengehalten wird.

Die Apokalypse ist langsam

Interstellar 3

Mit einer Laufzeit von 2h50 ist Interstellar der bisher längste Nolan Film und gleich zu Beginn ist klar, dass es sich hier um eine ganz andere Art von Film handelt als etwa Inception. Komplett abwesend ist etwa ein schneller, actiongeladener Einstieg, der das Publikum atemlos sitzen lässt. Dies ist wohl der erste Film des britischen Regisseurs, der die Charaktere und die etablierte Welt ruhig atmen lässt, ehe in gewohnter Nolan-Manier ein philosophischer Gedanke den nächsten jagt.

In den ersten 30 Minuten ist nämlich von den Weltraumfahrten, von denen die Trailer strotzen, wenig zu sehen. Ruhig und langsam wird eine futuristische Erde gezeichnet, der nur noch wenige Jahre bleiben, ehe die Ressourcen dem Ende entgegen gehen. In klassischer Science Fiction Art lamentiert der Film den mangelnden Entdeckerdrang und Optimismus der Menscheit. Simpel und bedrückend gleich Filmen wie Children of Men wird uns eine Welt ohne Zukunft gezeichnet, welche essentiell für das Verständnis der Wichtigkeit der Raumfahrtsmission ist. Wo andere Filme direkt in das Raumschiff springen und dem Publikum mitteilen „Die Erde ist hin, jetzt gehts woanders hin“, bemüht sich Interstellar konstant die menschliche Komponente zu zeigen.

Und es ist jene Menschlichkeit, die den Film durchzieht und sicherstellt, dass wir uns nie in abstrakten Konzepten verlieren.

SCIENCE Fiction

Interstellar 1

Auch der Stil des Filmes ist so ganz anders als die stylischen Sets von Inception. Das Innere der Raumschiffe ist alt und klobig, Roboter sehen wie gigantische Dominosteine aus und von Touchscreens ist keine Spur zu finden. Sehr schnell merkt man, dass Interstellar keineswegs die leuchtende Zukunft im Stil von Avatar darstellen will, sondern so nahe an tatsächlichen Raumfahrtserfahrungen bleibt, wie möglich.

Dies gilt auch für die Darstellung des Kosmos. Anstatt auf die üblichen farbenfrohen Filter und Glitzerpartikel zurückzugreifen, sind die Flüge zu Saturn und darüber hinaus so nah als möglich an tatsächlichen Beobachtungen. Selbst wenn wir uns in die Nähe von schwarzen Löchern begeben wirken diese Phänomene echt und nicht etwa wie ein Special Effect auf den das Produktionsteam stolz ist.

Dies liegt auch daran, dass für die Beschreibung jener kosmischen Anomalien das Effektteam eng mit dem theoretischen Physiker Kip Thorne gearbeitet hat, um authentische schwarze Löcher zu simulieren.

Interessante Zusatzinfo: die Erkenntnisse durch die Special Effects Simulationen des schwarzen Lochs könnten zu ein, zwei wissenschaftlichen Publikationen führen, somit haben die Special Effects noch einen unglaublich interessanten Nebeneffekt.

Auch die fremden Welten, die das Forscherteam betritt, sind so plausibel als möglich inszeniert. So gibt es etwa keine sprechenden Affen oder blaue Na’Vi und das Drama ist fundamental zwischen Mensch und Isolation.

McConaissance im Zentrum

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Interstellar hat keine Angst, den Fokus komplett auf die Menschheit zu richten. Und diese Entscheidung ist eine unglaublich mutige, wäre es doch viel einfacher gewesen ekelhafte Monster auf die zu erforschenden Planeten zu setzen, um billigen Konflikt zu produzieren. Doch stattdessen begleiten wir die Menschen im Raumschiff und auf der Erde und betrachten, wie sie immer weiter in die Verzweiflung abschlittern. Und die viele Hintergrundarbeit des Drehbuches von Christopher und Jonathan Nolan wäre vergebens, wenn nicht die Schauspieler die Verbindung zum Publikum schaffen würden.

Und somit kommen wir zur Matthew McConaughey, dessen Beziehung zu seiner Tochter Murph (Mackenzie Foy und später Jessica Chastain) den Film ständig davor bewahrt zu einem kalten Science Fiction Film über „Leute im Weltraum“ zu verkommen. Die fast dreistündige Laufzeit des Filmes bietet viel Raum für diese intime Vater-Tochter Beziehung, die im krassen Kontrast zu den gigantischen Konsequenzen (völlige Vernichtung der menschlichen Rasse) steht und diesen Verlust für die Zuschauer greifbar macht.

Die Trauer von Murph, die von ihrem Vater für ein – möglicherweise leeres – Versprechen verlassen wird, zieht sich durch den Film und führt das Publikum von einem herzzerreißenden Moment zum nächsten. Wenn gegen Ende in gewohnter Nolan-Manier die Uhr tickt und die Welt am Abgrund steht ist es den unglaublich talentierten Schauspielern zu verdanken, dass wir uns noch nicht in theoretischen Konstrukten verlaufen haben, sondern emotional in den Sitz gepresst werden.

So viele Fragen

Interstellar 4

Wenige Filme wagen es, groß zu denken, noch weniger Filme besitzen die Kompetenz, diese Konzepte auch umzusetzen und die wenigsten Filme schaffen es, ein hochkomplexes Thema aufzugreifen ohne es zu pauschalisieren. Interstellar ist einer dieser wenigen Filme. Zwar gibt es zwei kurze Momente, in denen man befürchtet, dass der Film in pseudo-spirituelles Terrain abgleitet, doch die Ideen des Filmes bleiben fest im Science Fiction Genre verankert.

Letzten Endes gibt es keine universelle Lösung oder geheime spirituelle Energie, die alle glücklich macht, und trotzdem schafft es der Film ein unglaublich positives Bild zu zeichnen. Christopher Nolan hat stehts kommentiert, dass er seine Filme als optimistische Werke sieht und nicht etwa zynisch und dunkel, wie viele Kritiker ihm vorwerfen. Und bei Interstellar kann man ihm nun wirklich keinen Nihilismus mehr vorwerfen. Es ist ein inspirierendes Werk über das (vielleicht) grenzenlose Potential der Menschheit. In diesem unglaublichen Epos werden die Charaktere an ihr Limit getrieben, doch ist es immer der Glaube an uns selbst, der uns trotz aussichtsloser Lage nicht verzagen lässt.

Moviequation:
moviequation interstellar

Fazit (Wolfgang):

Film: Interstellar
Rating:

User1.Wolfgang.Rating5.Flipthetruck.Frei_1
Exzellent (5 / 5)

Christopher Nolans neuester Film mag nicht so zugänglich für ein Massenpublikum sein wie Inception, aber das schmälert den Erfolg des Filmes in keinster Weise. Einzig die Erwartungshaltung könnte dem Film in die Quere kommen. Doch auf sich allein gestellt ist Interstellar ein Science Fiction Epos, das hoch zielt, trifft und einen für fast drei Stunden auf eine emotionale Achterbahnfahrt der Meisterklasse mitnimmt.

Weitere Meinungen aus der Redaktion

Fazit (Michael):

Film: Interstellar
Rating:

User3.Rating.4.Great_low_res
Sehr Gut (4 / 5)

Fazit (Patrick):

Film: Interstellar
Rating:

User2.Krammer.Rating4.Great.Frei
Sehr Gut (4 / 5)

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Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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