Mr. Holmes

Mit Mr. Holmes bringt Regisseur Bill Condon (Dreamgirls, Twilight – Breaking Dawn 1 + 2) ein ruhiges und intimes Portrait des fiktiven Meisterdetektivs in die Kinos. Getragen von Ian McKellens Performance ist Mr. Holmes eine erfrischende alternative zur beliebten BBC-Serie mit Benedict Cumberbatch.

Das Leben geht ruhig zu Ende

Holmes 2

Ein alternder Sherlock Holmes (Ian McKellen) kämpft mit seinen Erinnerungen. Als Meisterdetektiv war sein Gehirn stets seine Waffe, doch ist es nun diese Stärke, die ihn im Stich lässt. Nach dem Tod seiner Freunde und Familie lebt Sherlock nun fernab von London. Seine einzige Gesellschaft sind die Hausbesorgerin Mrs. Munro (Laura Linney) und ihr Sohn Roger (Milo Parker). Zwischen Roger und Sherlock beginnt sich langsam eine Freundschaft aufzubauen, während Sherlock verzweifelt versucht einen scheinbar vergessenen Fall zu lösen.

Wie kann es sein, dass der Meisterdetektiv nicht mehr weiß, was während dieses einen Falles passiert ist? Und wieso hat Dr. Watson eine derart unrealistische Version des Falles aufgeschrieben? Ein verzweifelter Wettlauf gegen das Vergessen beginnt, während Sherlock immer schwächer wird und ihm die Erinnerung zu entgleiten droht.

Asozial =/= cool

Holmes 3

Mr. Holmes bietet ein erfrischend verwundbares Portrait von Sherlock Holmes und zeigt den sonst so übermächtigen Detektiv verwundbar und alleine. Das Ende des Lebens ist eine Frage, der sich jeder Mensch früher oder später stellen. Selbst ikonische Figuren stellen da keine Ausnahme dar. Hier muss ausdrücklich betont werden, wie sehr Mr. Holmes von der zentralen Performance von Ian McKellen abhängt, die alle richtigen Emotionen trifft, ohne jemals als Schauspiel registriert zu werden.

Sherlocks fehlendes Einfühlvermögen ist natürlich auch in dieser Iteration vorhanden und bietet den emotional stärksten Teil des Filmes. Wo in anderen Versionen Sherlocks fehlende Empathie verwendet wird, um einerseits die Coolness des Charakters zu unterstreichen und gleichzeitig für Lacher zu Sorgen, ist es in McKellens Version eine wahre Bürde, mit der sich Sherlock erst am Ende seines Lebens richtig auseinandersetzt.

Unepisch

Holmes 1

Vom isolierten Haus, über das Bienenzüchten bis hin zum “ungelösten Fall” bietet Mr. Holmes eine überzeugte und bewusst unspektakuläre Version eines alternden Detektivs. So ist auch der ungelöste Fall und dessen Aufklärung weniger daran interessiert, das Publikum mit dem größtmöglichen Twist zu überraschen, sondern dient als emotionale Aufarbeitung des Charakters. Auch Nebenstränge fungieren mehr als Unterstreichung der Thematik und nicht als Puzzle-Stücke, die für den finalen Twist fungieren sollen.

So weigert sich Mr. Holmes permanent ein episches Finale der legendären Figur zu sein und wird eben dadurch zu einem pointierten Epilog für den Meisterdetektiv.

Moviequation*:

MQ Mr Holmes

Fazit (Wolfgang):

Film: Mr. Holmes
Rating:
User1.Wolfgang.Rating3.Recommendable.Frei_1
Empfehlenswert (3 / 5)

Mr. Holmes erzählt bewusst unspektakulär die Geschichte von Sherlock Holmes und seinem letzten ungelösten Fall. Dabei bietet er gewichtige Emotionen und eine verwundbare Seite des Meisterdetektivs, die nur allzu selten gezeigt wird.

*Anmerkung zur Moviequation: die Multiplikation mit dem extrem emotionalen Film Still Alice rührt aus meiner persönlichen Angst vor dem Verlieren von Erinnerungen, aus diesem Grund bewegte mich das Thema eines vergesslichen Sherlock Holmes umso mehr. Man sollte jedoch nicht glauben Mr. Holmes ist ein emotional aufwühlender Film gleich Still Alice.

Wolfgang Verfasst von:

Der Host des Flipthetruck Podcasts. Mit einem Fokus auf Science Fiction und Roboter sucht er ständig jene Mainstream Filme, die sich nicht als reine Unterhaltungsfilme zufrieden geben.

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